Dritte Phase: Wissenschaft und Verwertung
KI schreibt mit, aber was bleibt von der Wissenschaft, was wird aus der Verwertung einer wissenschaftlichen Arbeit? Worin liegt der Nutzen der erarbeiteten Ergebnisse? In Technik, Wirtschaft und Sozialwissenschaft entscheidet oft allein die Anwendung. Es geht um den Transfer in die Praxis: Schlüsse werden gezogen, Ideen umgesetzt und in die Welt integriert..
Insofern ist wissenschaftliche Forschung wertbezogen. Also aus Sicht der Verwertung eben tendenziell nicht neutral. Was „rückwirkend“ bereits in die Begründungsphase zu bevorzugten Lösungen und damit Verzerrungen (Bias) führen kann. Was die Ergebnisse verfälscht.
Selbstzweck, Nutzen oder Schaden?
In der Wissenschaftstheorie ist Nützlichkeit oder Verwertung umstritten. Idealistische Wissenschafter lehnen den Begriff Verwertung ab: Wissenschaft ist um ihrer selbst willen da. Nur das Epistemische (die Erkenntnis) zählt. Das dürfte zu kurz greifen. Denn die KI gräbt derzeit das Leben um. Zahlreiche Artikel zu Technikfolgen der KI werden veröffentlicht. Die Auswirkungen sind nicht überblickbar. Die Anzeichen stehen auf Sonne und Sturm gleichzeitig.
Abschlussarbeit: mehr als ein Titel
In der höheren Bildung heißt das konkret: Eine Abschlussarbeit wird verwertet, indem die Hochschule den Titel verleiht. Das führte in der Regel zu Vorteilen im Berufsleben. Denn Unternehmen und Organisationen gehen davon aus, dass jahrelang Disziplin und Durchhaltevermögen nötig gewesen war, um das zu erreichen.
Wer forscht, muss systematisch und rational vorgehen. Das schult das Denken des diplomierten Akademikers. Häufig wird übersehen, wenn es nach dem Erhalt des Masters oder des Doktors heißt: Nie mehr wieder werde ich so was tun! Nie wieder eine Masterarbeit verfassen – sie war eine Riesenplackerei und ein Verlaufen in Sackgassen.
KI: Mogeln oder Meisterschaft?
Und genau hier verändert KI alles. Ob die Hochschulen darauf vorbereitet sind oder nicht, die KI ist da und wird von fast allen genutzt. Mit KI in der Begründungsphase mogeln heißt: Kein Lernen, kein Meister. Das Lernen von logischen Abläufen, das Verstehen und Interpretieren von Daten samt Erkennen der Aussagegrenzen hat nicht stattgefunden. Der Titel Master wird zum leeren Diplom.
Ganz anders jene Diplomanden oder Promovenden, welche die KI als mächtiges Werkzeug nutzen, um noch gehaltvollere Ergebnisse zuliefern. Daraus folgt ein doppelter Nutzen: Sowohl beim Diplomierten als auch in der Veröffentlichung der Ergebnisse führt ein gekonntes Nutzen der KI zu besseren Resultaten. Der Titel Master belegt nun eine Meisterschaft in Denk- und Handlungsprozessen. Ein Gewinn.
Fazit
Hochschulen müssen daher entscheiden: Prüfen sie die Denkarbeit oder nur den KI-Output?“
2. September 2025